Samstag, 29. März 2014

Episode 9 - Siem Reap

Dachte ich, die Nachtfahrt im laotischen Betten-Bus wäre ätzend, war die Anreise von Don Khon nach Siem Reap über die Grenze
tatsächlich noch anstrengender! 450 Kilometer sind eigentlich machbar, wenn die kambodschanischen Straßen nicht ausschließlich aus Baustellen bestehen würden, die den Bus dazu zwingen, in Schrittgeschwindigkeit über unbefestigte "Dustroads" oder durch Löcher im Asphalt zu holpern. Das permanente Offroad-Feeling brachte mir einen schmerzenden Rücken, Markus ein paar blaue Flecken, einer Mitreisenden heftige Magenbeschwerden und dem Zeitplan einen Rückstand von fast 6 Stunden. Völlig erledigt kamen wir um 3 Uhr nachts nach 19 Stunden Fahrt (nochmal die Kilometerangabe oben lesen) in Siem Reap an.

Daher war die nächsten Tage Entspannung angesagt! Unser nettes Stadthotel mit Pool hat uns das auch echt leicht gemacht! Doch einfach kann jeder - daher haben wir beschlossen, für den ersten Tag unseres Angkor Wat-Besuch ein Fahrrad zu leihen. Auf dem Stadtplan sah das nicht besonders weit aus - also Markus rauf aufs Mountainbike, ich auf das Damenfahrrad und wir beide rein in den kambodschanischen Verkehrsirrsinn! Im Reiseführer haben wir gelesen, dass es schon so etwas wie eine Straßenverkehrsordnung gibt, nur halten tut sich daran offensichtlich niemand. Da hilft nur: Augen auf und durch sowie im Hinterkopf behalten: Rote Ampeln machen nur buntes Licht, Zebrastreifen sind nur lustige Linien auf dem Asphalt und die Verkehrsspur darf nach persönlichem Gusto entschieden werden. Überraschenderweise kamen wir lebend bei den Tempelanlagen an und wurden mit einem beeindruckenden Panorama belohnt!


Als erstes besichtigten wir den Bayon-Tempel (nochmal ein paar Kilometer von der Hauptattraktion Angkor Wat entfernt), der mit seinen über 200 Steinköpfen und tollen Reliefs inmitten einer großen Anlage liegt. Anschließend kam mein persönliches Tempel-Highlight: Ta Prohm, der mit Bäumen überwuchert schon als Filmkulisse für Tomb Raider gedient hat!





Auf dem Weg zum Tempel dann endlich die ersten asiatischen Affen, die wir auf unserer Reise zu Gesicht bekommen haben - und gleich nicht mehr losgeworden sind. Sie haben sich als ähnliche Tamarinden-Liebhaber (eine süße Schote - sehr lecker) wie ich entpuppt und nachdem sie rausgefunden haben, dass ich das Zeug in meiner Umhängetasche lagere, gab es kein Halten mehr! Zum Glück waren sie zwar gierig, aber friedlich - dennoch war das der erste Moment, in dem ich beruhigt an meine Tetanus- und Tollwut-Impfung gedacht habe.


Da wir nicht den selben Weg zurückfahren wollten, den wir gekommen waren, entschieden wir uns für den Rundkurs zurück in die Stadt: Insgesamt nochmal 25 Kilometer (wie gesagt, einfach kann jeder) und sind dann am späten Nachmittag bei nur noch 38 Grad im Schatten zurück in die Stadt geradelt. Als wir die Fahrräder am Verleih abgegeben haben, hatten beide je 50 Kilometer mehr auf dem Buckel - und ich ein paar Auas am Hinterteil mehr :)

Am zweiten richtigen Besuchstag in Angkor Wat (mit 2 Tagen Zwangspause wegen Erholungsbedarf und Markus akuter Magenverstimmung) haben wir uns dann den Haupttempel angesehen, der vor allem tolle Reliefs an der Außenseite hat, die das damalige Leben in der Millionenstadt und ein paar Legenden aus der buddhistischen und hinduistischen Mythologie darstellen. Wie wir zum Tempel gekommen sind? Mit dem Tuktuk - schnell, bequem, sicher. Keine zehn Pferde hätten mich dazu gebracht, mich bei der Hitze nochmal auf diesen Drahtesel zu setzen. 




Den letzten Tag haben wir nochmal mit Pool, Fish Massage, Marktbesuch (die Einheimischen essen sehr eigenartige Dinge wie Schlangen, Spinnen, Schweinsköpfe) und einem kleinen Stadtbummel ausklingen lassen. 







Morgen geht es dann weiter in die Hauptstadt Phnom Penh: Minibus, 280 Kilometer, 6 Stunden. Wir sind gespannt.

Montag, 24. März 2014

Episode 8 - Don Khon

Wir hatten uns viel Ruhe versprochen, aber Don Khon ist ein aufstrebendes Paradies. Statt stille  Stunden in der Hängematte auf unserer Veranda gibt es tagsüber Kreissäge und Baulärm von der Baustelle nebenan. Don Khon ist eine der "4.000 Inseln", ganz im Süden von Laos, Kambodscha ist nur einen Steinwurf entfernt. 

Die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis. In Pakse steigen wir in einen "Local Bus" - LKW-Ladefläche mit 3 Sitzbänken und Verdeck. Es wird voll. Die ersten 120 Kilometer sitzen wir eingequetscht zwischen Menschen, Gepäck, Gemüse und Federvieh in Säcken (lebend, versteht sich). Die Chefin (wie so oft in Laos geben die Frauen den Ton an) hat Verena ins Herz geschlossen. Die bietet ihr auf den Fahrt von ihrem Baguette an und streichelt ihr gelegentlich über's Knie als wollte sie sagen: "Es ist nicht mehr weit, Schätzchen!" An einem Zwischenstopp kommen von allen Seiten überfallartig Marktfrauen angerannt und bieten lautstark ihre Waren an: Gegrillte Hühnchen, Reis und Gemüse, Getränke und saure Mangos. Wir lassen die Hühnchen aus und kaufen eine Mango mit salziger Chilipaste für die Fahrt - erfrischend lecker.  Nach 3 Stunden steigen wir um in ein Langboot, das uns nach Don Khon bringt. 




Und dann doch. Es gibt sie, die paradiesische Ruhe, das Wegdösen auf Hängematten und Seele-Baumeln-lassen. Man muss sich nur ein wenig anstrengen hinzukommen. Am 2ten Tag auf Don Khon mieten wir uns Fahrräder und fahren zu dem Tad Somphamit Wasserfällen, den größten in Südostasien. Der Mekong tost zwischen den Felsen hindurch, ein schönes Schauspiel.





Ein paar Meter weiter dann die Oase. Eine kleine Bar mit Pagoden, Liege- und Hängematten und dem entsprechenden Namen: Oasis. Wir verbringen ein paar Stunden dort am Mekong-Stand und dösen in einer der Pagoden. So hatten wir uns das vorgestellt. 



Anschließend begeben wir uns auf die schweißtreibende Fahrt zur Südspitze der Insel entlang der alten Eisenbahntrasse, die die Franzosen angelegt haben. Von der einstigen Verladestation hat man einen schönen Blick über den mächtigen Mekong. Wir beobachten ein paar Kinder beim Planschen und werden von einer Kuh abgeschleckt. Schließlich vertreibt uns ein allzu aufdringlicher Jungbulle, der es auf mein Fahrrad abgesehen hat.




Nach 4 km Fahrt bei glühender Hitze über die Schotterpiste sind wir wieder in unseren kleinen Dorf und genießen das Abendessen in einem der Strassenlokale, aufmerksam beobachtet vom Hausaffen "Sidney".


Donnerstag, 20. März 2014

Episode 7 - Pakse

Pakse im Süden von Laos: Bisher die langweiligste Stadt - aber definitiv die abenteuerlichste Anreise! 

Von Vang Vieng, wo wir am Dienstag noch auf der Terrasse gemütlich frühstücken durften, holte uns am Mittag gegen halb 2 ein Minibus ab, der uns die erste Etappe nach Vientiane bringen sollte. Dann ging es SEHR rasant - einige Mitreisende beschwerten sich beim Fahrer über seine Raserei woraufhin dieser das Radio anschaltete (wohl um die Entsetzensschreie zu übertönen) und bis unters Dach vollgepackt mit Menschen und Rucksäcken in 3 Stunden in die Hauptstadt!

Nachdem wir dort etwa weitere 2 Stunden auf das Transportmittel zur Weiterreise warten mussten, ging der Spaß erst richtig los! Während ein "Nachtbus" in Thailand halbwegs bequeme, klappbare Sitze aufweist, sind in den laotischen Bussen tatsächlich eine Art Stockbetten aufgebaut (ja, das geht). Diese Schlafkojen sind 90 Zentimeter breit und etwa 1,70 Meter lang - belegt werden sie dann von 2 Personen (ich war sooo froh, mit Markus zu reisen). Für mehr Bequemlichkeit auf den Plastikmatratzen stehen einem dann zwei schrubbelige Kissen zur Verfügung, die schon ein paar Kilometer ungewaschen hinter sich haben. Da wir zuvor etwas über Bettwanzen und andere Ungeziefer in diesen Bussen gelesen hatten, musste ich permanent gegen einen eingebildeten Juckreiz ankämpfen. Die zahlreichen Schlaglöcher und der enge Beziehung des Busfahrers zu seiner Hupe führten zu einer schlafarmen Nacht. Das Reisegefühl: Irgendetwas zwischen Klassenfahrt und Viehtransport. Unseren Mitreisenden ging es ähnlich - nach fast 12 Stunden sind wir alle durchgeschüttelt und mit kleinen Äuglein in Pakse angekommen.



Wir verbrachten in der Stadt dann 2 entspannte Tage mit Erkundungstouren: Das Beeindruckendste in Pakse ist wahrscheinlich der große Markt, auf dem man alles Mögliche, aber vor allen Dingen Lebensmittel kaufen kann! Über Obst und Gemüse (das ich noch nie gesehen habe), Kräutern, Gewürzen, Nüssen, Fleisch (in allen Formen, von allen Tieren, Innereien, Wurst - meist ziemlich eklig) bis hin zu Nudeln, Reis, Fisch (der auf dem Verkaufstisch noch nach Luft schnappt) und stinkender Schlonz in großen Bottichen, der in Plastiktüten abgefüllt wird: Hier ist für jeden etwas dabei. Ein buntes Sammelsurium an Gerüchen, Geschmäckern und Geräuschen!






Nach einem Monat "Reis plus x" auf unserem Speiseplan haben wir in Pakse zum ersten Mal wieder "westlich" gegessen: Unspektakulär gebratenes Fleisch mit Gemüse und Kartoffelpüree bzw. Pommes - und es war eine Geschmacksexplosion!! Unfassbar, wie die Nerven reagieren, wenn sie eigentlich bisher täglich gewohntes Essen nach 4 Wochen wieder zu spüren bekommen!




Nach den unglaublich heißen Tagen in der letzten Zeit (39 Grad bei 80% Luftfeuchtigkeit) freuen wir uns grade  auf eine entspannte Zeit auf den 4000 Inseln - unser letzter Stopp in Laos. Und morgen geht's los!

Montag, 17. März 2014

Episode 6 - Vang Vieng

Es sind nur rund 230 Kilometer von Luang Prabang nach Vang Vieng, aber die Fahrt mit dem bis auf den letzten Platz gefüllten Minibus dauert dennoch rund 6 Stunden. Der Reiseführer preist die Strecke als eine der schönsten in Laos an, so wie sich die Straße schier unendliche Kilometer durch das Karstgebirge windet. Könnte man den Blick aus dem Fenster genießen wäre sie es wohl auch - aber wir werden so hin- und her geschleudert und durchgeschüttelt, dass daran nicht zu denken ist. Zu den engen und steilen Kurven kommt noch, dass der Busfahrer ständig irgendetwas oder irgendwem ausweichen muss: Schlaglöcher, Nutzvieh aller Art (keine Ahnung wo die Kühe, Ziegen, Schweine, Enten und Hühnerfamilien herkommen, oft ist weit und breit kein Dorf zu sehen) oder entgegenkommenden LKWs.
Die beiden Pausen sind eine Wohltat für die gequetschten Beine und strapazierten Bandscheiben. Und sie sind eine gute Gelegenheit Kontakte zu knüpfen und lokale Spezialitäten zu bewundern. Kuhfüße oder Bärentatzen gewünscht? Bitte sehr!




Wie sind froh als wir Vang Vieng erreichen, eine seltsame Mischung aus Dorf, Provinzkaff und Backpacker-Mekka. Wir halten uns vom Partytrubel fern und genießen lieber das mystisch-schöne Panorama jenseits des Nam Xong Flusses. Besonders schön ist es am frühen Abend oder morgens zum Frühstück bevor die motorisierten Langboote den Fluss hinauf und hinunter tuckern.





In den 2 Tagen hier erkunden wir die nähere Umgebung zu Fuß: Bei einem Marktbesuch werden wir von einen Schäferhund adoptiert, der uns nicht mehr von der Seite weichen will. Verena bekommt endlich wieder eine frische Durian-Frucht. Ich kann mich an das Zeug nicht so recht gewöhnen. Es stinkt wir verdorbenes Fleisch mit Sahne und schmeckt süßlich-cremig mit einer Käsenote.



Wir nehmen ein paar Tempel mit, bewundern lokales Handwerk, sehen zu wie Zuckerrohrsaft gepresst wird und besuchen die Chang-Höhle - eine der vielen Höhlen in den Karstbergen von denen jedes Jahr neue entdeckt werden. Auf dem Rückweg versuche 
ich mich an einer andren lokalen Spezialität: im Bananenblatt geröstete Bienenwaben inklusive Bienenlarven. Es wird bei dem einen Versuch bleiben...









Morgen geht es dann schon wieder weiter, ganz in den Süden nach Pakxe und es stehen uns 19 Stunden Fahrt bevor.