Mittwoch, 2. April 2014

Episode 10 - Phnom Penh

Es ist Halbzeit. Seit genau sechs Wochen sind Verena und ich in Südostasien unterwegs und sechs Wochen haben wir noch vor uns. Wir sind gespannt was da noch kommt.

Zunächst einmal Phnom Penh, die quirlige Hauptstadt Kambodschas. Wir müssen uns erst einmal wieder an eine Großstadt gewöhnen und so sitzen wir am ersten Abend in einem Restaurant an der Riverfront und sehen fasziniert den endlosen Reihen von Mopeds und Tuk-Tuks zu, die an uns vorbei knattern. Unser Hotel mit dem schattigen Innenhof ist ist eine Ruheoase im Großstadttrubel.


Phnom Penh ist ambivalent. Zwischen lebendiger Großstadt, den Grauen der Vergangenheit, allgegenwärtigem Sextourismus, freundlichen Menschen, modernen Hochhäusern, Königsprunk und alten Märkten sind wir ganz schön gefordert. Kaum zu glauben, dass die gesamte Stadt Mitte der 1970er von den roten Khmer entvölkert und die Bewohner zur Zwangsarbeit aufs Land deportiert wurden.

Wie sehen uns die beiden wichtigsten Gedenkstädten an. Toul Sleng, das berüchtigte Foltergefängnis S-21 der roten Khmer, ist eine bedrückende Anlage mitten in der Stadt. Die ehemalige Schule wurde für politische Gefangene des Pol Pot-Regimes zum Gefängnis umfunktioniert und tausende sind dort gelandet - nur 7 haben überlebt. Die Fotos der Inhaftierten werden in langen Reihen in der Ausstellung gezeigt.


Noch bewegender ist das Choeung Ek Völkermord Gedenkzentrum, die 15 km südlich vom Stadtzentrum gelegenen sogenannten "Killing-Fields". 
Auf dem Weg dorthin will unser Tuk-TuK Fahrer geschäftstüchtig wissen ob wir noch mit einem Maschinengewehr oder einer Panzerfaust herum ballern möchten. Er wüsste da einen Ort und könnte uns hinfahren. Verena und ich lehnen dankend ab.
Eine eindrucksvolle Audiotour mit vielen Zeitzeugenberichten bringt uns durch das Gelände zwischen den Mulden der ehemaligen Massengräber hindurch. Darin kommen immer noch regelmässig Kleiderfetzen und Knochen an die Oberfläche und werden von den Mitarbeitern des Zentrums gesammelt und in Schaukästen ausgestellt.
Zentrum der Anlage ist eine Pagode, ein hoher Gedenkturm in dem die Schädel der ermordeten Männer Frauen und Kinder gestapelt sind. Das alles geht ganz schön an die Nieren.


Wir stürzen uns danach wieder ins Stadtgetümmel, das lenkt schnell ab. Phnom Penh ist eine relativ grüne Stadt, mit vielen Alleebäumen. Einzelne Wolkenkratzer wachsen in die Höhe und es werden immer mehr gebaut. Noch gibt es die wuseligen alten Märkte.






Wir besuchen den Gründungstempel von Phnom Penh auf einem kleinen Hügel, die riesigen Anlagen des Königspalastes und der Silberpagode, die aussehen wie gemalt.







An unserem letzten Abend feiern wir "Bergfest" im Bopha Phnom Penh Titanic Restaurant am Fluss mit Wasserbüffelfleisch, Bier und Khmer-Nachtisch. Mit rund 10 Euro pro Person lassen wir es für unser Verhältnisse richtig krachen. 


Morgen fahren wir weiter nach Sihanoukville. Ans Meer.


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